Naturdenkmal Spitzberg

 Der Spitzberg ist ein Hotspot biologischer Vielfalt – das liegt an seinen verschiedenen Lebensraumtypen und Klimabedingungen. Denn am Spitzberg finden sich Weinberge, Streuobst- und Magerwiesen, Wacholderheiden… und teils ist das Gebiet auch bewaldet.

 

 Der Schutz dieses vielfältigen Gebiets liegt den Hirschauern schon lange am Herzen. Bereits in den 1920er Jahren wurden konkrete Forderungen nach einem Naturschutzgebiet laut. Nach Verzögerungen durch den Zweiten Weltkrieg kam es schließlich im Jahr 1967 zu einer endgültigen Unterschutzstellung des Spitzbergs als Landschaftsschutzgebiet. 1980 wurde dann der Hirschauer Berg unter Naturschutz gestellt, zehn Jahre später folgte das Gebiet Spitzberg-Ödenburg. Dieser formelle Schutz ist die Grundlage für umfassende Pflegemaßnahmen. Das Ziel: Der Erhalt und die Wiederherstellung artenreicher Lebensräume.

Weinberg gestalten, Vielfalt erhalten Klaus Neufang

Aktuelle Naturschutzaktivitäten

Auf unserem Weinberg betreiben auch wir Naturschutz und widmen uns dabei mehreren Bereichen: Wir sanieren und pflegen die für den Spitzberg typischen Trockenmauern, die wir speziell für Wildbienen bepflanzen. Zur Ansiedlung von Wiedehopf und Wendehals haben wir auf unserem Weinberg Nistkästen installiert. Wir stellen außerdem Trockenmauern, Steine, Schnittholz und Holzstapel bereit, damit sich Reptilien bei uns wohlfühlen. Und auch der Erhalt der Flora und Fauna wie auch der Streuobstwiesen ist uns ein großes Anliegen.

 

Im Folgenden finden sich genauere Informationen zu unseren verschiedenen Naturschutzaktivitäten. 

Trockenmauern als einzigartiger Lebensraum

Die für den Spitzberg typischen Trockenmauern dienten ursprünglich dem Erhalt des terrassierten Steillagenweinbaus. Doch die Trockenmauern zeugen nicht nur von der langen Geschichte des Hirschauer Weinbaus. Gleichzeitig sind sie landschaftsprägend und naturschutzlich wertvoll: Denn sie tragen zu der großen Biodiversität des Spitzbergs bei.

 

An den Trockenmauern herrscht durch die sonnenexponierte Lage ein einzigartiges Mikroklima: An der Oberfläche der Mauern ein trocken-heißes, im Inneren ein kühl-feuchtes. Denn die Sonne erwärmt tagsüber die Oberfläche der Mauersteine stark. Bis in die späten Abendstunden können die Mauern diese Wärme speichern. Die Trockenmauern sind also die Heizungen der Südhänge.

 

Dieses besonders heiße Mikroklima ist für wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten ein entscheidender Standortvorteil. Viele dieser Arten sind sehr selten, manche sogar gefährdet. So sind die Trockenmauern beispielsweise ideale Lebensräume für Reptilien wie Schlingnatter, Zaun- und Smaragdeidechse und verschiedene Wildbienen-, Tagfalter- und Pflanzenarten.

 

Umso wichtiger ist es, die Trockenmauern zu erhalten. Durch Trockenheit, Hangrutschungen und Trittbelastung entstehen Schäden. Doch eingefallene Trockenmauern können sich nicht so stark erwärmen: Ihr Artenspektrum verschiebt sich zugunsten von weniger bedrohten Arten. Es braucht daher kontinuierliche Sanierungs- und Pflegemaßnahmen, um einen langfristigen Schutz der heimischen Flora und Fauna zu garantieren.

 

Seit 2019 sanieren und pflegen auch wir die Trockenmauern auf unseren Rebflächen und leisten somit einen positiven Beitrag zum Naturschutz am Spitzberg.

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Ein wildbienenfreundlicher Weinberg

Der Spitzberg ist ein sehr hochwertiger Lebensraum für Wildbienen, besonders das Naturschutzgebiet Hirschauer Berg und die angrenzenden Streuobstwiesen und Weinberge. Für gewöhnlich kommen die Wildbienen auf den südexponierten Weinbergmauern und an den Wegrändern vor. Dort besteht ein sehr gutes Angebot an attraktiven Pollen- und Nektarquellen.

 

Jedoch ist am Spitzberg ein Artenrückgang an Wildbienen zu beobachten. Uns ist es ein Anliegen, die Wildbienen zu schützen: Sowohl die (noch) lokal verbreiteten als auch die bereits gefährdeten Arten. Wir haben daher in Zusammenarbeit mit dem Hirschauer Biologie- und Planungsbüro Bioplan und dem Landratsamt Tübingen das Pilotprojekt „Blühender Weinberg“ gestartet.

 

Ziel des Projekts ist die wildbienenfreundliche Bepflanzung der Weinbergterrassen des Hirschauer Bergs und der angrenzenden Flächen zur Förderung der Biodiversität. Wildbienenarten sprechen sehr gut auf gezielte Förderung an. Durch eine bestimmte Auswahl von Pollen- und Nektarquellen kann so ein breites Spektrum an Wildbienenarten gefördert werden.

 

Für das Projekt hat Bioplan Saatgut von 10 Wildbienenpflanzen vor Ort in Hirschau gesammelt. Im Anschluss hat der Botanische Garten Tübingen dieses Saatgut ausgesät und konnte erfolgreich 1000 Pflanzen anzüchten. Diese Pflanzen wurden kostenlos über die Weinbauvereine im Landkreis Tübingen verteilt und in den Weinbergen ausgesetzt. Dort  haben die Weinbauern sie schließlich gepflanzt und gepflegt.

 

Zu den ausgesäten Pflanzen gehören Natternkopf, Hufeisenklee, Hornklee, Bitterkraut, Gelbe Resede, Aufrechter Ziest, Acker-Glockenblume und viele mehr. Diese Pflanzen sprechen eine Vielzahl von Wildbienen an. Darunter die Natternkopfbiene, Schwarzrote Schmalbiene, Frühsommer-Pelzbiene, Bunte Hummel, Veränderliche Hummel, Französische Felsenbiene, Gebänderte Blattschneiderbiene sowie die Goldene und Zweifarbige Schneckenhausbiene.

 

Indem Einzelpersonen ermöglicht wurde, sich aktiv und zielführend zu beteiligen, hat das Projekt ein großes Bewusstsein geschaffen: Dafür, wie wichtig es ist, die Wildbienen und die Biodiversität im Allgemeinen zu schützen. Ein gelungenes Projekt!

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Großer Reichtum an Reptilien

Seit Jahrhunderten wird der Spitzberg durch den Menschen genutzt: Damals wie heute beispielsweise die Rebflächen und Streuobstwiesen. Genau diese Nutzung ermöglicht das Vorkommen zahlreicher Reptilienarten. Damit ist auch unser Weinberg ein idealer Lebensraum für Reptilien.  

 

Durch seine Kombination aus Halbtrockenrasen, Trockenmauern und Reflächen bietet der Spitzberg einen besonderen Reichtum an Strukturen: Hier können die Reptilien jagen, sich verstecken und überwintern. Besonders an den südexponierten Hängen herrscht ein großes Lebensraumpotential. Aktuell fühlen sich am Spitzberg sieben Reptilienarten wohl. 

 

In Baden-Württemberg sind elf Reptilienarten heimisch. Ganze fünf dieser Arten finden sich am Spitzberg. Dazu zählen Schlingnatter, Ringelnatter, Blindschleiche, Zauneidechse und Waldeidechse. Künstlich hat der Mensch außerdem die westliche Smaragdeidechse und die Mauereidechse angesiedelt. Auch diese haben sich am Spitzberg mittlerweile ausgebreitet. Dieser besondere Reichtum an Reptilienarten ist ein Alleinstellungsmerkmal des Spitzbergs. 

 

Glücklicherweise sind die Reptilien hier nicht außerordentlich gefährdet. Dennoch sollte darauf geachtet werden, dass die Südhanglagen am Spitzberg offen gehalten werden. Regelmäßige Landschaftspflegemaßnahmen sorgen dafür, dass der Spitzberg nicht verbuscht. Daher wichtig: Den Spitzberg als vielfältig genutztes Gebiet zu erhalten. 

 

Die Trockenmauern, die wir an unserem Weinberg wiederaufbauen und sanieren, sind dabei ein besonders wichtiges Habitat für Reptilien wie Schlingnatter, Zaun- und Smaragdeidechse. Neben den Trockenmauern stellen wir außerdem Steine, Gestrüpp, Holz und Schnittholz bereit. Somit tragen wir dazu bei, dass der Artenreichtum an Reptilien am Spitzberg erhalten bleibt.

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Flora und Fauna am Hirschauer Berg

Am Hirschauer Berg und am Spitzberg herrscht ein besonderer Artenreichtum an Flora und Fauna. Als Naturschutzgebiet sind die Gelände dabei wichtige Vergleichsflächen: An ihnen lässt sich ein Wandel der Flora und Fauna nachvollziehen.

 

Verschiedene Faktoren erklären den großen Artenreichtum der Fauna am Spitzberg und am Hirschauer Berg: Durch die kleinflächig wechselnde geologische Unterlage, das starke klimatische Gefälle zwischen Nord- und Südhang und die kleinteilige Landwirtschaft besteht eine große Standortfülle. Bundesweit bekannt ist das Spitzberg-Vorkommen des Zottigen Spitzkiels und der Ungarischen Platterbse. Beide Arten gelten als gefährdet, ihr Erhalt am Spitzberg hat daher hohe Priorität.

 

Zudem kommen am Spitzberg und am Hirschauer Berg vermehrt Orchideen vor. Sie sind wärmeliebend und profitieren von der Klimaveränderung. Die wachsende Bestandsdichte der Orchideenarten am Spitzberg ist ein Beleg für den Anstieg der Jahrestemperatur. Zu den häufigsten Orchideenarten am Spitzberg gehören Bocks-Riemenzunge, Spinnen-Ragwurz, alle weiteren Ragwurz-Arten, Ohnsporn, Hybride aus Affen- und Helmknabenkraut sowie eine ganze Reihe anderer Orchideenarten.

 

Am Spitzberg findet sich außerdem eine sehr vielfältige Fauna. In den Jahren 2018 und 2019 konnten zahlreiche Säugetierarten nachgewiesen werden, indem Wildkamerafallen aufgestellt wurden. Die meisten Individuen sind in den Übergangsbereichen vom Wald- ins Offenland in die Kamerafallen getappt. Zu den häufigsten Säugetierarten gehören hier Rotfüchse, Wildschweine, Rehe, Dachse, außerdem viele Kleinsäuger wie Spitzmäuse, Eichhörnchen und Siebenschläfer… und natürlich Hunde und Hauskatzen.

 

Außerdem brüten am Spitzberg ganze 79 Brutvogelarten. Am häufigsten: Kohlmeise, Amsel, Mönchsgrasmücke und Buchfink. Von überregionaler Bedeutung sind außerdem der Wendehals und der Wiedehopf. Beide sind gefährdet, letzterer ist am Spitzberg gänzlich verschwunden. Durch Nistkästen an unserem Weinberg tragen wir dazu bei, dem Wiedehopf die Wiederansiedlung zu ermöglichen und den Wendehals zu schützen. Allgemein haben sich am Spitzberg die Brutbedingungen durch die verdichtete Bewaldung verschlechtert.  

 

Neben Säugetieren und Vögeln findet sich am Spitzberg außerdem eine außerordentliche Vielfalt von Fledermaus-, Reptilien-, Amphibien-, Tag- und Nachtfalterarten. Dazu kommen verschiedene Heuschrecken-, Libellen-, Käfer- und Landschneckenarten. Besonders eindrücklich: Ein Viertel aller Arten in Baden-Württemberg kommt am Spitzberg vor – noch ein Grund mehr, diesen zu schützen.

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Kulturerbe Streuobstwiese

Beinahe 8 Hektar Streuobstwiese prägen den Hangfuß und die Hanglagen des Spitzbergs. Größtenteils um die Kapelle und auch am Südhang gelegen, wechseln sie sich mit den Weinbergstrukturen an den Steilhängen ab.

 

Als Streuobstwiesen bezeichnet man Mähwiesen oder Viehweiden mit großkronigen Obstbäumen. Früher wurden diese Areale vor allem ackerbaulich genutzt. Doch diese Äcker waren meist klein und schwierig zu bewirtschaften –  und dadurch ertragsarm. 

 

Die Streuobstwiesen werden heute auch als Teil einer Kulturlandschaft bezeichnet: Denn die Flächen wurden extensiv von den Menschen genutzt. Die Areale zeigen also auf, wie die Menschen früher diese Flächen bewirtschaftet haben und bis zu einem gewissen Grad auch, wie die Menschen früher gelebt haben. Den Flächen kommt daher eine große kulturelle Bedeutung zu. Seit März 2021 unterstreicht die Auszeichnung des Streuobstanbaus als immaterielles UNESCO-Kulturerbe diese Einschätzung. 

 

Doch nicht nur das: Streuobstwiesen sind auch ökologisch sehr wertvoll. Auf den Wiesen herrscht eine große Vielfalt an Flora und Fauna. Die wahre Bedeutung dieser Flächen entfaltet sich vor allem im Zusammenspiel mit den Rebflächen: Unzählige verschiedene Tier- und Pflanzenarten können sich in den vielen verschiedenen Strukturen ansiedeln. Gerade diese große Biodiversität ist auch ein Produkt der (früheren) kleinbäuerlichen Bewirtschaftungsformen.  

 

Die mühsame und ertragsarme Bewirtschaftung der Streuobstwiesen hat dazu geführt, dass die Bewirtschaftung größtenteils aufgegeben wurde. Als wichtiger kultureller und ökologischer Raum sollten die Streuobstwiesen jedoch erhalten, gepflegt und geschützt werden – so besagt es nun auch das Erhaltungsgebot der UNESCO. Im Wein- bzw. Obstanbau bedeutet das beispielsweise, kein oder kaum Pflanzenschutzmittel einzusetzen. So bleibt eine möglichst große Artenvielfalt auf den Streuobstwiesen erhalten.

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Vogelschutz durch Nistkästen

 Seit 2021 setzen wir uns aktiv für den Schutz gefährdeter Vogelarten ein. Zu diesem Anlass haben wir auf unserem Weinberg Nistkästen angebracht, die zur Wiederansiedlung des Wiedehopfs und zum Bestandserhalt des Wendehalses beitragen.

 

Der Wiedehopf gehört zu den 15 Brutvogelarten, die ehemals am Spitzberg gesichtet wurden,  inzwischen jedoch verschollen sind. Bereits seit den 1980er Jahren ist der Wiedehopf vom Spitzberg verschwunden. Auch bei einer Untersuchung im Jahr 2018 konnte am Spitzberg kein Wiedehopf nachgewiesen werden.

 

Der NABU Rottenberg hat daher ein Projekt zur Wiederansiedlung des Wiedehopfs gestartet, das sich an Grundstücksbesitzer richtet. Im Frühjahr 2021 wurden im Rahmen dieses Projekts Nistkästen an geeigneten Standorten angebracht. Diese befinden sich hauptsächlich an Weinhängen und Streuobstwiesen mit niedriger Vegetation. Die Nistkästen werden am besten an freistehenden Bäumen, Geräteschuppen oder, wie bei uns, Trockenmauern angebracht. In Zusammenarbeit mit dem NABU Rottenburg haben wir im März 2021 zwei Nistkästen in unsere Trockenmauern integriert – jedes Jahr im Frühling kommt der Wiedehopf aus Afrika zurück, um bei uns nach einem Brutplatz zu suchen. Die Nistkästen werden seitdem beobachtet.

 

Anders als der Wiedehopf ist der Wendehals nicht vom Spitzberg verschwunden. Gefährdet ist er dennoch: Er gehört zu den bestandsgefährdeten Brutvogelarten (Rote Liste Baden-Württemberg und Rote Liste Deutschland). Seit langem ist sein Brutbestand in Baden-Württemberg rückläufig. Aktuell befinden sich am Spitzberg schätzungsweise 10-12 Wendehals-Reviere. Damit ist der Spitzberg als Wendehals-Lebensraum von überregionaler Bedeutung und muss als solcher geschützt werden.

 

Der Wendehals wird auch als Charaktervogel der Obstfelder beschrieben. Er bewohnt vor allem die Offenlandbereiche im Süden und Westen des Spitzbergs sowie halboffenes Gelände wie Streuobstwiesen und Weinberge. Um den Wendehals zu schützen, muss die Verbuschung am Spitzberg daher aufgehalten werden. Zusätzlich sollte der Altbaumbestand erhalten bleiben, ebenso die Streuobstwiesen. Außerdem dient die Anbringung von Nistkästen der Bestandsförderung. Mit der Installation von Wendehals-Nistkästen auf unserem Weinberg handeln wir sogar in langer Tradition – erste Belege dieser Praxis stammen aus dem Jahr 1874. 

Im Jahr 2023 konnten wir dann ein Erfolgserlebnis feiern: Zwei Jahre nach der Installation kam es zum Erstbezug unserer Nistkästen durch den Wendehals. Und noch eine gute Nachricht: Am Spitzberg ist der Wendehals-Bestand seit einigen Jahren konstant.

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Nachhaltigkeit

BEDEUTUNG DES NATURSCHUTZES IM WEINBAU

Der Naturschutz im Weinbau ist für uns von zentraler Bedeutung. Unser Leitfaden für die Natur zu schützen und gleichzeitig qualitativ hochwertige Weine zu produzieren.

Unser Leitfaden:
1. Naturschutzes steht an erster Stelle
2. Biodiversität: Erhaltung von Lebensräumen für Flora und Fauna
3. Bodenschutz und -pflege: Bewahrung der Bodengesundheit
4. Wassermanagement: Effiziente Nutzung von Wasserressourcen
5. Integrierter Pflanzenschutz: Minimierung Pflanzenschutzmittel
6. Landschaftspflege und -erhalt: Die  Schönheit der Weinregion erhalten